ZUM GELEIT

Jacques Delors, der vielleicht weitblickendste Präsident der EU-Kommission, hat bereits vor Jahren angemerkt, in einen Binnenmarkt könne man sich nicht verlieben. Nur wenn es der EU gelinge, auch die Emotionen ihrer Bürger anzusprechen, ihre Fantasie zu wecken, werde über eine Identifizierung mit Europa auch eine europäische Identität entstehen können. Europa brauche also eine Seele.

Da die Bürger in Europa nach dem "Nein" der Franzosen und der Niederländer zum Verfassungsvertrag weiter denn je von der Europäischen Union entfernt zu sein scheinen, hat die österreichische EU-Präsidentschaft auf Initiative des Ratsvorsitzenden und Bundeskanzlers Dr. Wolfgang Schüssel gemeinsam mit der EU-Kommission am 27. und 28. Januar 2006 – zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart – eine Konferenz zur Zukunft Europas mit dem Titel "The Sound of Europe" organisiert.

An den Debatten mit 425 Teilnehmern, davon 231 aus dem Ausland, nahmen nicht nur vier Regierungschefs, der Präsident des europäischen Parlaments, der Präsident des finnischen Parlaments und andere Politiker, sondern auch zahlreiche angesehene internationale Denker und Künstler teil.

Viele kritische Anregungen wurden in einer freimütigen Atmosphäre diskutiert. Die Botschaft der Künstler und Wissenschaftler lautete: Europas Seele liege in den vielfältigen Traditionen, der gemeinsamen Geschichte und dem beispiellosen kulturellen Reichtum.

Es war also naheliegend, daß nun die EUROPÄISCHE RUNDSCHAU, dieses überparteiliche und unabhängige Forum der europäischen Diskussion, der Salzburger Konferenz ein Sonderheft widmet. Die Herausgabe der Publikation in deutscher und englischer Sprache wurde zwar durch eine Subvention des Bundeskanzleramtes ermöglicht, doch ist die Auswahl und Redaktion der Beiträge, wie immer auch in der Vergangenheit, eine ausschließliche Angelegenheit der Chefredaktion gewesen.

Der Leser findet hier eine Vielfalt von Standpunkten und kritischen Anmerkungen französischer und griechischer, ungarischer und polnischer, amerikanischer und spanischer, deutscher und österreichischer Autoren.

Die Herausgeber